Am Sonntag, den 02.10.2011 gab es im ARD die Talkshow „Alte an die Arbeit“ mit Günther Jauch.
Diese Sendung hat mich inspiriert.
Die Politik versucht seit zwanzig Jahren irgendwie Geld herbeizuzaubern. Ist das redlich?
Norbert Blüm’s Mitteilung „Die Renten sind sicher“, wird seither gerne von jedem strapaziert.
Doch machen wir einmal eine Zäsur und versuchen das Thema Renten verständlich zu machen, genauer gesagt ein wenig unsere Probleme zu beleuchten.
1. Problem
Direkt nach dem Krieg waren nur ganz wenige „Alte“ da und es war ganz einfach, 5 „Junge“ bezahlten die Rente eines „Alten“. Und heute sagen wir eins zu eins
Doch das ist nur die halbe Wahrheit, um zu verstehen, warum wir heute ein so großes Problem haben.
2. Problem
Der Arbeiter hatte zu arbeiten vom 15. Lebensjahr bis zum 60. Lebensjahr (das sind 45 Jahre Einzahlung) und kriegte später Rente vom 60. Lebensjahr bis zum Ableben im 82,5. Lebensjahr (das sind 22,5 Jahre Auszahlung). Das krumme Alter des Ablebens dient der einfachen Rechnung, um die Richtung besser zu veranschaulichen und zu verstehen.
Daraus folgt: 5 Arbeiter * 45 Jahre = 1 Rentner * 22,5 Jahre ==> 10 Arbeiter = 1 Renter
Weil die Arbeiter doppelt so lange einzahlen, wie der Rentner Geld erhält, ergibt sich in Wirklichkeit 10 Arbeiter finanzieren einen Rentner.
Das entsprach auch so in etwa den ersten Abzugssätzen für die gesetzliche Rente. Im Jahre 1950 betrug der Abzug für die Rentenversicherung 10%.
Wenn in der Zeitung etwas über Rentenprobleme steht wird dieser zweite Aspekt einfach verschwiegen, weil er etwas schwer zu verstehen ist.
Doch die Zeiten haben sich geändert und derzeit versucht uns die Politik mit dem Slogan zwei Arbeiter finanzieren einen Rentner noch etwas für dumm zu verkaufen.
Die Wahrheit ist doch, wir arbeiten heute äußerstenfalls vom 15. Lebensjahr bis zum 70. Lebensjahr. Das sind 55 Jahre Einzahlung und erhalten dann eine Rente bis zum Ableben mit 97,5 Jahren. Das sind 27,5 Jahre Rente.
Die gute Nachricht dabei ist, wir arbeiten wieder (oder immer noch) doppelt so lange, wie wir später Rente erhalten.
Die schlechte Nachricht ist, wir alle kriegen später die Rente, es gibt keine Ausfälle.
Künftig folgt: 1 Arbeiter * 55 Jahre = 1 Renter * 27,5 Jahre ==> 2 Arbeiter = 1 Renter
Glauben Sie nicht, dies komme erst, vielleicht später. Nein dieses Problem ist längst da. Weil man damit (schlechten Nachrichten) aber keine Wahl gewinnen kann, wird es uns verschwiegen. Wir werden für dumm verkauft.
Zwei Arbeiter finanzieren einen Rentner. Der Beitragssatz zur Rentenversicherung beträgt aktuell 19,9%. Dort soll er nach Möglichkeit auch gedeckelt bleiben.
Das bauen wir in unsere Rechenformel (zwei Arbeiter/ein Rentner) ein und erhalten danach eine Rente von 39,8%.
Weil von unserem heutigen Brutto aber nur die Hälfte an Rente abgezogen wird, aber dafür Steuern und andere Sozialabgaben, kommt der einfache ledige Arbeitnehmer bei einem Brutto 1500 Euro auf Netto 1068 Euro.
Später wäre dann rechnerisch eine Rente von € 597 möglich. Wovon allerdings noch Beiträge zur Krankenversicherung abgehen.
Das Nettoeinkommen wird also mit Beginn der Rente halbiert!!
Dabei habe ich noch nicht berücksichtigt, daß ein Rentner noch Abzüge für die Krankenversicherung und die Pflegeversicherung hat. Auch fehlt der Einfluß der Lohnentwicklung, insbesondere der Anfangsjahre eines Arbeiters, in denen er noch recht wenig verdient.
Können wir dies ändern? JA
Wir können den Beitragssatz für die Rentenversicherung ändern, wobei der AG-Satz konstant bleibt.
Brutto RV-Beitrag Netto Rentenhochrechnung mögliche Rente
1500 298,50 = 19,9% 1068 39,8% 597
1500 375,00 = 25,0% 842 50,0% 750
1500 412,50 = 27,5% 805 55,0% 825
1500 450,00 = 30,0% 767 60,0% 900
Der Beitragssatz zur Rente wird noch einmal irgendwie um 50% steigen müssen.
Entweder, weil die gesetzliche Rentenversicherung nach oben anpasst oder weil die Arbeitnehmer in dieser Größenordnung selbst vorsorgen.
Letzteres ist leider ein Trugschluß. Arbeitnehmer beginnen erst mit Mitte 40 ernsthaft über später nachzudenken und wirklich ans Sparen zu denken. Sie halbieren damit ihre Zeit und damit den Erfolg.
Auch sparen sie zu wenig. Es werden üblicherweise nur ein Viertel bis ein Drittel der notwendigen Summe gespart.
Müssen wir erst eine Generation von verarmten Rentnern erzeugen, damit sich etwas ändert?