Schon als Privatperson haben Sie Dutzende Kenn-Nummern. Jede Institution hat eine eigene Kenn-Nummer für Sie parat. Jahr für Jahr kommen neue Nummern hinzu mit dem Versprechen, jetzt wird alles besser.
Dabei kann selbst der dümmste Bürger erkennen: Durch eine weitere Kenn-Nummer wird es niemals einfacher.
Eine zusätzliche Nummer erhöht den Aufwand für den Bürger auch diese zusätzliche Nummer zu notieren und sich zu merken, wann konkret diese zusätzliche Nummer benötigt wird.
Ein einfaches Beispiel gefällig?
Erwachsene Bürger dürfen jährlich Steuererklärungen abgeben. Dafür gibt es seit Jahrzehnten eine Steuernummer mit dem Aufbau 12/123/12345. Diese ändert sich z.B. bei Heirat oder Umzug. Ja daran haben wir uns gewöhnt.
Dann kam die persönliche SteuerID ins Haus geflattert mit dem Versprechen jetzt werde alles einfacher und besser.
Das war ca 2008.
Jetzt sind fast 20 Jahre vergangen und was ist aus der Vereinfachung der SteuerID geworden? NICHTS
Bis zur Einführung mußte der Bürger nur seine Steuernummer bei der Abgabe der Einkommensteuererklärung angeben. Jetzt ist die SteuerID hinzugekommen.
Für den Bürger ist NICHTS, wirklich GAR NICHTS einfacher geworden. Nein, genau das Gegenteil ist der Fall. Der Bürger hat einfach eine zusätzlich Nummer erhalten, die er jetzt zusätzlich neben seiner Steuernummer bei der Steuererklärungen anzugeben hat.
All das weiß natürlich der Bund der Steuerzahler. Und was hat der Bund der Steuerzahlen in den vergangenen 20 Jahren geschafft? Die Abschaffung der alten Steuernummer jedenfalls nicht. Die SteuerID kann aus Sicht des Bürgers völlig problemlos als alleinige Erkennung dienen.
Zur Ehrenrettung der Finanzverwaltung muß natürllich erwähnt werden, daß eine systemische Umstellung von einer wechselnden Kennzahl (alte Steuernummer) auf eine andere eindeutige Kennzahl (neue SteuerID) nicht ohne Vorlauf von 50 Jahren erfolgen kann. Es ist bei der deutschen Finanzverwaltung ein völlig weltfremder Ansatz, Änderungen in 10-15 Jahren zu erwarten.
Der Bund der Steuerzahler könnte z.B. analog seiner Schuldenuhr für jedes Bundesland aufzeigen, ob überhaupt ein Abschaffen der alten Steuernummern geplant sei und wenn es denn so wäre (was ich stark bezweifel) zu wann denn. Ich tippe so auf 2089-2135. Das ist für die deutsche Finanzverwaltung ein realistischer Horizont.
Weil mit derartig empirischen Kommunikationsansätzen kein Staat zu machen ist, verlegt sich der Bund der Steuerzahler auf die Verkündung völlig sinnfreier Erfolge.
Die SteuerID war nichts weiter als ein sinnloses Aufblähen der Bürokratie.
Jetzt kommt die fehlende zweite Hälfte ums Eck. Die Einführung der SteuerID für Betriebe, genannt W-IDNr (oder in typischem Behördensprech Wirtschaftsidentifikationsnummer).
Der Schwachsinn für Bürger wird jetzt für Unternehmen ausgerollt.
Und tatsächlich verkündet der Bund der Steuerzahler diesen Schwachsinn als Erfolg.
Da die Einführung für Unternehmen wahrscheinlich schwieriger sein wird, wird die Abschaffung der bisherigen Steuernummer wohl erst in der überüberübernächsten Generation so um das Jahr 2225 stattfinden. Und der Bund der Steuerzahler schämt sich nicht, das heute schon als tollen Erfolg zu feiern.