Wieder nahm der Irrsinn seinen Lauf. Es war eine Wartung für mein Fahrzeug fällig.
Die Autohersteller versprechen, Ihre Fahrzeuge seien die Besten, die es für Geld zu kaufen gibt. Entsprechend teuer sind sie auch die verschiedenen Modelle deutscher Premiumhersteller.
Gut, ich fahre nur einen Audi, aber der Hersteller sagte schon vor Jahren in seiner Werbung: Vorsprung durch Technik.
Lassen wir einmal den Zynismus dieser Aussage in Zusammenhang mit der Schummelsoftware außen vor. Hier geht es nur um eine einfache Wartung. Das Fahrzeug ist gerade einmal 90.000km „alt“.
Dieses Mal ging es besonders flott. Schon bei der Vorbestellung des Wartungstermins war zu erkennen, es ist nichts los. Mein erster Terminvorschlag für eine Wartung wurde sogleich bestätigt. Das hatte ich noch nie. Auch wurde ich nicht so viele unnütze Dinge gefragt, wie sonst. Wartung, km-Stand, Ersatzwagen, Termin ok. Es dauerte nur 3 Minuten. Das war in Ordnung.
Dann kam der Termin. Ich war 10 Minuten vor der vereinbarten Zeit da.
Die freundliche Dame am Empfang teilte mir dann mit, der Annahmemeister x, mit dem mein Termin eingetragen sei, sei nicht anwesend, deshalb würde mich heute Annahmemeister y betreuen.
Was wird mit diesem Personenkult ein Hyp getrieben.
Hätten mein Auto oder ich eine Beziehung mit dem Annahmemeister x, wären mein Auto oder ich pikiert und wollten mit einem anderen Annahmemeister nicht anbändeln. Doch mein Auto möchte einfach anständig behandelt werden und ich stehe nicht auf Annahmemeister. Also uns Beiden ist völlig egal, wer uns betreut, solange es fachlich geschultes Personal ist.
Arbeitet schnell, leise und fehlerfrei. Dann kann ich mit meinem Auto noch lange fahren und am Fahren eines Audi Freude behalten und mich nicht jedesmal in der Werkstatt über die neuesten Entwicklungen der SAP (Servicewüste Audi Potsdam) aufregen.
Gut ich war erst am Anfang und es war immerhin 10 Minuten vor der Zeit.
Doch diesmal kam es anders. Der Annahmemeister y bat mich schon nach 2 Minuten zu sich.
Wenn wir einmal die Höflichkeiten außer Acht lassen, müßte die Annahme nun in 2 Minuten erledigt sein.
Übergabe des Autoschlüssels, Auslesen des Autoschlüssels, Frage nach Extrawünschen, der obligatorischen Unterschrift und FERTIG.
Doch Audi Potsdam macht es anders. Das Fahrzeug wird auf die Hebebühne gefahren und hochgehoben. Der Servicetechniker läuft um das Fahrzeug herum, schaut in den Motorraum mit so ernster Miene, als ob er noch nie ein solches Fahrzeug gesehen hätte.
Dieser Unsinn dauerte nicht 2 Minuten sondern 13 Minuten. Nach den bisherigen Erlebnissen mit SAP war das Rekordzeit. Ein Ausrutscher? Oder gewollte Anpassung der Abläufe.
Der erste Tripp war erledigt, jetzt folgte der Zweite. Für die Zeit des Serviceaufenthaltes erhalte ich einen Mietwagen. Dazu wurde extra ein Mietwagenunternehmen aus dem Ort mit einigen Audifahrzeugen für Kleinwüchsige herbeigebeten.
Schon bei der Vereinbarung meines Termins wurde mir mitgeteilt, es gebe als Werkstattersatzwagen nur Fahrzeuge für Kleinwüchsige. Fahrzeuge für Großgewachsene würden zwar verkauft, aber stünden als Werkstattersatzwagen nicht zur Verfügung. Das wolle man einfach nicht.
(Zur Erläuterung: Kleinwüchsige sind gebaut für A3/A4 und A6, während für Großgewachsene Q5 und Q7 verkauft werden).
Da mir nur ein Werkstattersatzwagen für Kleinwüchsige angedient wurde, mußte ich mich damit abfinden.
Der Mitarbeiter ist zeitgerecht eingetroffen und so begann das mühsame Prozedere der Mietwagenübergabe wenigstens ohne weitere Wartezeit.
Natürlich muß sich das Mietwagenunternehmen vom Vorhandensein meines Führerscheins überzeugen. Wenn es wirklich flott gehen würde, dauerte die Mietwagenübergabe weniger als eine Minute.
Ich lege meinen Führerschein vor. Ich unterschreibe ein vorbereitetes verständliches Formular und FERTIG.
Doch wieder kommt es anders. Der Mitarbeiter prüft durch Vorlesen sämtliche persönlichen Daten und erwartet von mir zu jeder Information ein Nicken. Dann geht er mit mir zusammen zum Auto, geht mühsam um das Auto herum und schaut nach Beschädigungen. Er bittet mich, gleiches zu tun und dann tut er so, als ob er mir das Auto erklären würde und läßt mich endlich vom Hof ziehen. Nein das dauert nicht eine Minute sondern 7 Minuten.
Nun werden Sie sagen, das ging doch alles super schnell. Ja wenn Sie gewohnt sind, daß diese Dinge sonst Stunden dauern. Doch wenn Sie einmal anfangen, die Dinge nach ihrer Effizienz und auch nach ihrer Notwendigkeit zu betrachten wird der Irrsinn offenbar.
Jede Minute kostet ein Mitarbeiter das Unternehmen 2 Euro. Also auf der Seite von Audi sind ca 10 Minuten unnötig verplempert worden. Dazu meine Arbeitszeit und schon sind wir bei 40€ Schaden.
Dann kommt der Mietwagen mit ca 6 Minuten unnötig verplemperter Zeit. Auch dazu meine Arbeitszeit und es entstand ein Schaden von 24€.
Bei der Fahrzeugübergabe an SAP und der Aushändigung des Mietwagens wurde damit von SAP ein Schaden von 64€ billigend in Kauf genommen.
Damit kommen schnell mehrere hunderttausend Euro Schaden pro Jahr nur durch Audi Potsdam zustande.
Doch wenn ich so sehr über Audi Potsdam herziehe schulde ich natürlich auch eine Antwort, wie es denn besser und effizienter ginge.
Es sind drei wesentliche Fehlerquellen:
Zum Einen der Ablauf. Die freundliche Dame am Empfang könnte fragen, ob etwas Besonderes wäre. Wenn der Kunde dies verneine, könnte sie einen vorbereiteten Auftrag vorlegen, der Kunde könnte diesen unterschreiben, den Schlüssel dalassen und fertig. EINE MINUTE.
Genauso könnte der Mietwagen von der freundlichen Dame am Empfang übergeben werden. Ein einfacher verständlicher Zettel, Unterschreiben, Schlüssel aushändigen und fertig. EINE MINUTE.
Laßt das Prüfen, Vorlesen und Abnicken aller Daten endlich weg. Wenn ich dafür neben dem Führerschein meinen Personalausweis und eine Kreditkarte vorlegen muß, die sämtlich gescannt/fotografiert werden. In Ordnung, Hauptsache es geht in EINER MINUTE.
Es wird unendlich viel Arbeitszeit durch ständiges Herumlaufen um Autos verschwendet. Es wird geschaut, ob das Auto Beschädigungen hat. Es gibt viel Ärger mit Kunden, weil der Kunde nach einem Werkstattbesuch vorträgt eine Beschädigung sei durch die Werkstatt entstanden. Gleiches gilt für die Mietwagen.
Doch wir leben nicht mehr in der Steinzeit. Das Fahrzeug kann vom Kunden bei der Fahrt auf den Hof durch ein Portal fahren, daß das Fahrzeug mit einigen hochauflösenden Kameras aufnimmt. Jedesmal, wenn das Fahrzeug dort hindurchfährt, wird es eben gefilmt und der Zustand damit Beweiskräftig festgehalten.
Wenn das Portal nicht nur beim Hereinkommen sondern auch beim Verlassen durchfahren wird ist die Beweissicherung komplett.
Der Kunde, das Autohaus und das Mietwagenunternehmen einigen sich einmalig und aller Streß ist ein für allemal vorbei.
Zu guter Letzt:
Wann wird die Leistung endlich wieder aus einer Hand angeboten?
Ich habe einen Wartungsvertrag und darin enthalten ist eben auch der Mietwagen für die Zeit des Werkstattbesuches. Was soll der Quatsch mit der Geldvernichtung durch das Warten und doppelte Erfassen und Sabbeln mit einem Mitarbeiter eines fremden Mietwagenunternehmens.
Was will Audi Potsdam sein? Ein leistungsstarkes Autohaus oder irgendeine Klitsche?